Papst Franziskus in der Türkei

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Mit seinem einwöchigen Türkei-Besuch hat Papst Franziskus die Erwartungen erfüllt, die die westliche Welt in ihn gesetzt hatte: Den religiösen Terror und Fanatismus von IS hat er entschieden verurteilt. Den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan forderte er zu entschiedenem Handeln auf. Bei gemeinsamen Feierlichkeiten und Gebeten mit Muslimen und Orthodoxen Christen predigte er Gemeinschaft und religiöse Toleranz.

Frontansicht von Instanbul vom Meer aus

In Istanbul absolvierte Papst Fransziskus den vielleicht wichtigsten Besuch 2014 Foto: Another composition of Istanbul/2013 von G.OZCAN Quelle: Flickr
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Es war eine Reise voller symbolischer Akte, die Papst Franziskus in der Türkei unternommen hatte. Bereits am 28. November traf er den türkischen Präsidenten in seinem neuen Amtssitz, um mit ihm die politische Lage, vor allem im Bezug auf den IS zu diskutieren. Mit deutlichen Worten ermahnte das Kirchenoberhaupt von 1,2 Milliarden Katholiken den Präsidenten, dem ein zögerlicher Kurs gegen den IS vorgeworfen wird.

Religiöse Minderheiten wie Christen und Jesiden, so der Papst, würden durch den IS gezwungen ihre Heimat und ihr Leben zu verlassen, um ihrem Glauben treu verbleiben zu können. Diese gewaltsamen Akte widersprechen allgemeinen humanitären Gesetzen.

Die Wurzel dieses Übels könnte nicht nur durch militärische Gewalt bekämpft werden, sondern es müsse eine „Lösung im Einklang mit dem Völkerrecht“ gefunden werden.

Erdogan begrüßte im Gegenzug den Besuch des Papstes. Gerade in der jüngsten Vergangenheit leiden viele Muslime in der westlichen Welt unter Diskriminierung, weil ihr religiöser Glaube mit dem Terror und der Intoleranz des „Islamischen Staates“ gleichgesetzt werde. Erdogan erhoffe sich, dass der Besuch des Papstes zur gemeinsamen Anstrengung der Religionen beitragen könne, Zwist, Missverständnisse und Intoleranz auszuräumen.

Gemeinschaft der Kirchen

Am 20. November traf Papst Franziskus hohe geistliche Würdenträger von Islam und orthodoxer Kirche. Gemeinsam mit dem Mufti von Istanbul feierte er am Vormittag in der Sultan Ahmed Moschee ein längeres Gebet. Am Sonntag beging er dann in einem historischen Akt einen gemeinsamen ökumenischen Gottesdienst mit dem Oberhaupt der orthodoxen Christen, Bartolomäus dem Ersten von Konstantinopel. In diesem Zusammenhang äußerte Papst Franziskus, die Katholische Kirche wünsche sich die „Gemeinschaft mit der Orthodoxen Kirche“, ohne jedoch genau darauf einzugehen, wie eine solche „Gemeinschaft“ zukünftig aussehen soll.

Karte von Europa und Ostasien mit eingezeichneten Einflusssphären der katholischen und der orthodoxen Kirche 1054

Das Morgenländische Schisma trennte 1054 die orthodoxe Kirche von der katholischen.

Die katholische Kirche mit ihren rund 1,2 Milliarden Mitgliedern und die Orthodoxe Kirche mit circa 300 Millionen Mitgliedern sind seit dem Morgenländischen Schisma voneinander getrennt. (1054 erfolgte die gegenseitige Exkommunikation des Papsts und des Patriarchen von Konstantinopel. Die endgültige Verschärfung der Kirchenspaltung verstetigte sich während des 4. Kreuzzugs)

Anders als etwa die Spaltung zwischen den Protestantischen Kirchen und der Katholischen Kirche wurde das Morgenländische Schisma jedoch nicht von grundsätzlichen Differenzen in der theologischen Lehre verursacht. Vielmehr standen Kirchenpolitische Erwägungen im Vordergrund. Die Orthodoxe Kirche begreift sich selbst zwar als einheitliche Organisationseinheit und gemeinsamer Kulturverband, nicht jedoch als einheitliche Konfession.

Von der Katholischen Kirche unterscheidet sie sich maßgeblich deswegen, weil diese den Papst als allgemeines Oberhaupt anerkennt.

Gemeinsam gegen Gewalt und Intolleranz

Wie auch immer eine zukünftige Gemeinschaft und Zusammenarbeit der beiden Kirchen aussehen wird, Papst Franziskus und Bartholomäus I. haben die ersten Schritte auf diesem Weg gemeinsam getan. Zu hoffen ist, dass die hohen geistlichen Autoritäten in Christentum und Islam sich nun zu einer ökumenischen und interreligiösen Zusammenarbeit gegen Diskriminierung und Verfolgung religiöser Minderheiten zusammenfinden.

Entschieden klarzustellen, dass der Islam mehr ist, als die pervertierte Auslegung der Terrororganisation „Islamische Staat“ war dazu der notwendige erste Schritt.

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About ThomasMorus1478

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