Gronkh und Sarazar bei TV-Total: Vorzeichen des Medien-Wandels

Am 21.10.2013 waren Gronkh und Sarazar, die beiden erfolgreichen Youtube-Stars und Let’s Player in Stefan Raabs Sendung TV-Total zu Gast. Mit jedem Missverständnis zwischen Gästen und Moderator wurde der Generationen-Konflikt deutlicher. Hier trafen die Eliten der „alten“ und der „neuen“ Medien aufeinander.

Die Youtube Lets-Player Gronkh und Sarazar zeigen mit dem Finger auf den Betrachter

Gronkh (links) und Sarazar (rechts)
Foto von marie schmidt photography (verkleinert) Creative Commons Grafik Quelle: Wikicommons

Der Auftritt von Gronkh und Sarazar beginnt wie jedes TV-Total-Interview. Unter Live-Musik kommen die Gäste die Treppe hinunter. Stefan Raab begrüßt sie. Lackschuhe, Jeans, das Hemd hängt lässig aus der Hose. Vor zehn Jahren hätte dieses Outfit noch frisch und jugendlich gewirkt. Wie so etwas heute aussehen muss, zeigt Gronkh: Klobige Turnschuhe, ein einfarbiges Sacko über dem Hoody. Schon an der Kleidung sieht man den Generationenonflikt: zwischen alt und jung, zwischen Fernsehen und Internet, zwischen neugieriger Gelassenheit und verfestigten Clichés.
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Gronkh und Sarazar: Youtube-Stars und Helden der neuen Medien

Zur Erinnerung: Hier ist nicht irgendjemand zu Gast, sondern die Betreiber des zweit- und des acht-erfolgreichsten Youtube-Kanals in Deutschland. Gronkh und Sarazar sind Let’s Player: Sie machen Videos davon, wie sie Computerspiele spielen und kommentieren. Was sie dabei reden, hat nicht notwendig etwas mit dem aktuellen Spielgeschehen zu tun. Manchmal reden sie über das Spiel, manchmal über das eigene Leben, manchmal über gesellschaftlich relevante Themen. Nicht das Spielgeschehen alleine steht bei einem Let’s Play im Vordergrund, sondern die Authentizität des Kommentierenden. Gronkh und Sarazar sind durch ihre Individuellen Kommentar-Stile längst zu B-Prominenten aufgestiegen. Sie haben Live-Sendungen, moderieren Poker-Turniere oder nehmen an Deutschlandweiten Youtube-Conventions Teil.

Gronkh und Sarazar: Computernerds oder „normale Menschen“?

Stefan Raab bewies von der ersten Minute an, dass er weder seine Gäste noch das Phänomen Youtube richtig verstanden hat. Durch seine Fragen versuchte er von Beginn an Gronkh und Sarazar als zwei Nerdgurus zu zeichnen, die für eine kleine Szene von Computerspiel-Fans Spiele rezensieren. Dabei geht das Phänomen Let’s Play längst über einen kleinen Kreis hinaus. Gronkhs und Sarazars Youtube-Kanäle haben zusammen knapp viereinhalb Millionen Abonnenten. Und auch die Bewertung des Spiels selbst, tritt hinter dem Kommentar zurück. Es ist die kleine aber feine Regel, die Youtube-Videos vom klassischen Fernsehen unterscheidet: Was dem Zuschauer präsentiert wird, ist fast gleichgültig. Hauptsache derjenige, der es präsentiert, wirkt authentisch.

Lebensunterhalt durch Youtube Videos

Dass Gronkh und Sarazar nur von ihren Lets Play-Videos leben, scheint Stefan Raab bis zur Sendung selbst unbekannt gewesen zu sein. Fast erleichtert wirkt er, als Sarazar ihm auf Rückfrage hin erklärt, dass die beiden auch Websiten betreiben. Dass diese Websiten ebenfalls nur der Vermarktung von Let’s Plays dienen, geht in der Diskussion unter. „Also alleine würde das noch nicht reichen, selbst wenn man es professionell betreibt…“, fragt er entschieden. Nur davon leben Computerspiele zu kommentieren: Das ist für Stefan Raab wohl nicht vorstellbar.

Gronkh und Sarazar: Die Speerspitzen der neuen Medien

Die Gewohnheiten des Medienkomsums ändern sich seit geraumer Zeit. Klassische Medien wie das Fernsehen haben mit Zuschauerschwund zu kämpfen. Die Einschaltquoten etablierter Sendungen sinken. Die absoluten Zuschauerzahlen von TV-Total gingen etwa von 2011 bis 2014 von durchschnittlich 900 000 auf ca. 700 000 zurück. Die Internetnutzung stieg in den letzten Jahren hingegen beharrlich an. 2013 nutzten 91% der 14-29-Jährigen täglich das Internet. Auf Youtube werden in jeder Minute 100 Stunden Videomaterial hoch geladen. Nach eigenen Angaben hat Youtube in Deutschland 38 Millionen Nutzer.
Als Gronkh und Sarazar am 02. März 2013 den Livestream „Last Man Standing“ ausstrahlten, verfolgten 1 Million Zuschauer das Live-Let’s Play Event. Mehr als eine Ausgabe von TV-Total…

Neuordnung des Medien-Sektors

Die Arbeitszeiten variieren immer mehr. Das Freizeitangebot wird bunter. Medien konsumieren wir nicht mehr nur zu hause, sondern auch von unterwegs aus. Es gibt tausende Gründe, warum wir nicht mehr auf feste Sendezeiten angewiesen sein können oder wollen. Millionen von Gründen, weshalb wir keine Sendung zwei Stunden am Stück sehen wollen, sondern nur fünfzehn Minuten zwischendurch. Gleichzeitig wird das Angebot im Internet immer bunter. Auf Youtube kann fast jeder seine Videos hochstellen. Die Wahrscheinlichkeit ein Angebot zu finden, das genau auf die eigenen Bedürfnisse passt steigt. Zugleich sehnen wir uns nach persönlicher Nähe, nach Stars von nebenan, nach authentischen Figuren, denen man den Spaß an der Sache ansehen kann.

All das können große Fernsehsender nur bedingt leisten. Und so ist es kaum verwunderlich, dass auch die Pro-Sieben Sat1 Gruppe mittlerweile zahlreiche Youtube-Netzwerke und Produktionsfirmen betreibt. Vielleicht wird in zehn Jahren ja Stefan Raab in dem Livestream zu Gast sein, den zwei Let’s Player Legenden jeden Freitag um 18.00 veranstalten. Und die Zuschauer werden sich verdutzt fragen: „Wer ist denn der Typ neben Gronkh und Sarazar?“

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