Das Internet-Portal gutefrage.net unterstellt mir, ich würde auf ihrer Seite heimlich Werbung für den Rechtsanwalt Thomas Schwenke betreiben und gibt mir nicht einmal Gelegenheit zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Ein Musterbeispiel für schlechtes Community-Management.
Seit einigen Wochen bin ich auf der Plattform gutefrage.net aktiv. Auf dieser Seite können User zu jedem beliebigen Fachgebiet Fragen stellen. Wenn eines der freiwilligen Mitglieder der Community mehr dazu weiß, kann er diese Frage beantworten. Beim Anmelden hat man die Möglichkeit eigene Fachgebiete anzugeben, sodass man bei Fragen zu gewissen Themengebieten benachrichtigt wird.
Ich beantworte bei gutefrage.net hauptsächlich Fragen zum Thema Urheberrecht. Denn ich weiß, dass gerade in diesem Gebiet sehr viel Unwissenheit und falsche Meinungen vorherrschen. Gleichzeitig ist es aber elementar darüber Bescheid zu wissen. Denn wenn man nur das falsche Facebook-Foto postet, kann man sonst in ernsthafte rechtliche Schwierigkeiten kommen. Zum Glück habe ich mich durch meinen Job als Journalist und als Blogger und Youtuber in Sachen Urheberrecht lange und tiefgehend eingelesen. Die meisten Anfängerfragen konnte ich daher kompetent beantworten. Alles lief gut. Bis ich gestern plötzlich eine Nachricht von einem der Administratoren bekam.
Die gutefrage.net Admins im Original
Hallo ThomasMorus,
wir haben gesehen, dass Du unglaublich gute Antworten schreibst. Vielen lieben Dank dafür. Leider enthalten fast alle einen Link zu einem Anwaltsbüro. Dieses wirkt auf User wie Spam.
Besser ist, Du fügst den Link in Dein Profil ein und verweist bei weiteren Fragen auf Dein Profil.
Viele liebe Grüße
XXX vom gutefrage.net-Team
Die „Seite eines Anwaltsbüros“, die der Admin hier anspricht und die ich tatsächlich häufig verlinkt habe, ist der Blog von Rechtsanwalt Thomas Schwenke. Jeder der sich in Online-Marketing-, Online-Redaktions-, Entwickler- oder sonstigen Web-Themen auch nur eine Spur weit auskennt, liegt an dieser Stelle mit Sicherheit schon vor Lachen am Boden. Allen anderen muss ich den Witz leider noch einmal erklären.
gutefrage.net und die „Foren-Link-Mafia“
Die Nachricht des Admins ist für einen Online-Marketing-Laien kaum verständlich. Er hat sich wohl nicht eine Sekunde lang überlegt, dass er sich vielleicht irren könnte, und wie diese Nachricht dann auf ein verwirrtes Community-Mitglied ohne Online-Marketing-Kenntnisse wirken würde. Ich erkläre, was er mir vorwirft:
Für jede Internetseite ist es elementar bei Google gefunden zu werden. Deswegen sind Unternehmen bereit genau dafür sehr viel Geld auszugeben. Eines der vielen Kriterien des Google-Algorithmus, um die Reihenfolge der Suchergebnisse zu ordnen ist, wie häufig eine Website von anderen Websites aus verlinkt wird. Um das auszunutzen hat sich seit langem die schon fast berüchtigte „Foren-Link-Mafia“ gebildet. Das sind Online-Marketer, die sich in Foren anmelden und dort viele Beiträge erstellen. In diese setzen sie dann Links auf die Webseiten ihrer Arbeitgeber oder Kunden.
Das ist es also, was der Administrator von gutefrage.net mir vorwirft: Er glaubt ich bin ein Mitarbeiter von Thomas Schwenke oder einer Marketing-Agentur im Auftrag von Schwenke. Warum das lachhaft ist, erkläre ich im Folgenden.
Wo Forenlinks keinen Sinn mehr machen…
Thomas Schwenke ist ein Branchen bekannter IT-Anwalt, der in seinem Blog und dem dazugehörigen Podcast mit Markus Richter Rechtsthemen allgemein verständlich aufbereitet. Schwenke hat eine Facebook-Seite mit mehr als 7500 Likes, seine Blog/Kanzleiseite wird 110 000 im Monat aufgerufen, er gibt Fernsehinterviews und hält Vorträge bei der Re:publica, der größten und renommiertesten Internetmesse Deutschlands. Zudem braucht man nur einen Blick auf die (öffentlich zugänglichen) Zugriffsstatistiken von Schwenkes Website zu schauen, um zu bemerken: 1. Die Seite generiert nur 50% ihrer Klicks aus Suchmaschinen-Suchen. (Das ist verhältnismäßig sehr wenig) 2. Die Seite hat bereits eine Unmenge von Verlinkungen und bekommt die meisten davon von anderen Rechtsblogs und Webdeveloper-Seiten. Diese Links sind viel wertvoller als Forenlinks, weil Google die Autorität und das fachliche Themengebiet der Linkquelle mit berechnet.
Wer einen solch gut entwickelten Internet-Auftritt hat wie Thomas Schwenke, ist weit über das Stadium hinaus, in dem ihm Forenlinks beim Suchmaschinen-Ranking helfen können. Nach einer kurzen Recherche hätte das auch dem Administrator klar sein müssen.
Doch wenn ich nicht Marketing für Thomas Schwenke betreibe: Wie kommt es dann, dass ich seine Artikel so häufig verlinke? Dazu ein abwegiger Gedanke: VIELLEICHT FAND ICH SIE EINFACH HILFREICH FÜR DIE FRAGEN-STELLER!!!
Was für Leute beschäftigt gutefrage.net eigentlich als Administratoren?
Gewöhnlicherweise sind Administratoren in großen Online-Plattformen (so genannte „Community-Manager“) fachkundige Spezialisten mit weiten Kenntnissen im Internet und social-Media Bereich. Wie es kommen kann, dass ein Administrator einen der bekanntesten deutschen Internet-Anwälte nicht nur nicht kennt, sondern auch außer Stande ist ihn nachzurecherchieren, ist mir völlig unverständlich. Auch hat sich der Administrator offensichtlich keinen einzigen meiner Links in den Antworten angeschaut: Denn die Links gingen mit Nichten auf die Kanzlei-Startseite sondern auf Fachartikel im Blog mit thematischem Bezug zur jeweiligen Frage. Die beiden Artikel, die ich am häufigsten verlinkt habe (den zu „Zitatrecht“ und den zu „Creative Commons“) sind nach meiner Kenntnis außerdem die mit Abstand besten Artikel im deutschsprachigen Internet zu diesem Thema. Ich rate dem werten Community-Manager einmal „Zitatrecht“ und „Creative Commons“ bei Google einzugeben, und dann jeweils den ersten Artikel anzuschauen, der konkret erklärt, wie man diese Rechtsgebiete anwendet. Soll ich vielleicht lieber andere (und damit schlechtere) Informationsquellen zu den Themengebieten verlinken?
Ich habe abgesehen davon nicht immer Schwenke verlinkt, sondern auch häufig Christian Solmecke, Klaus Graf oder meinen eigenen Blog. Ich hätte liebend gerne auch mehrere Artikel in jedem Beitrag verlinkt. Doch leider kann man bei gutefrage.net ja IMMER NUR EINEN LINK PRO ANTWORT SETZEN.
Sagenhaft schlechtes Community-Management
Ich arbeite weder für Thomas Schwenke noch für irgendeine Marketing Agentur in seinem Auftrag. (Schön wäre es nebenbei) Und weil ich mittlerweile nicht ausschließen will, dass die Intelligenz-Bestie von Administrator das auf Grund des gleichen Vornamens gedacht hat: Ich bin auch nicht selbst Thomas Schwenke. Etwas ähnliches hat der Administrator aber offensichtlich gedacht. Sonst hätte er mich nicht angewiesen einen Link zu dessen Seite in mein Profil aufzunehmen.
Die Nachricht von diesem Individuum ist eine bodenlose Frechheit und nicht nur von sagenhafter Unkenntnis sondern auch von voreiligen Schlüssen ohne ein Mindestmaß an Prüfung der Tatsachen geprägt. Mein erster Impuls nach dem Erhalt dieser Nachricht war ehrlich gesagt, mich sofort bei gutefrage.net abzumelden. Derartig dreiste und unverfrorene Anschuldigungen brauche ich mir nicht bieten zu lassen. Schon gar nicht dafür, dass ich in meiner Freizeit Laien das Urheberrecht erkläre. Die allergrößte Dreistigkeit an alledem ist übrigens, dass ich nicht einmal zu den Vorwürfen Stellung nehmen kann. Denn bei gutefrage.net gibt es keine Möglichkeit nicht-Freunden direkte Nachrichten zu schicken. Und ich kann auch sonst nichts gegen die Anschuldigungen tun. Mit einer Ausnahme: In seinem Profil bietet der Admin an: „Solltet ihr eine Frage haben, könnt ihr euch direkt per Kompliment an mich wenden.“
Soll das ein Witz sein? Für die schlechteste und unverschämteste Administratoren-Aktion aller Zeiten, soll ich diesem Menschen jetzt auch noch ein „Kompliment“ machen? Das ist ja wohl lächerlich. Ich weiß nicht einmal, was nun passieren wird, wenn ich der Anordnung des Administrators nicht nachkomme. Ich werde selbstverständlich keinen Link zu Schwenkes Website auf meinem Profil posten, und damit fälschlich und damit rechtswidrig suggerieren, dass ich für die Kanzlei sprechen würde. Wenn gutefrage.net mich dafür löschen will: Bitte. Auf einer Plattform, wo ich viel umsonst arbeite, und dafür nur Spott und falsche Anschuldigungen ernte, brauche ich auch nicht länger zu bleiben.
PS: Im übrigen hatte ich gerade heute Morgen wieder zwei Fragensteller, denen ich unglaublich hätte weiterhelfen können, wenn ich den entsprechenden Artikel bei Schwenke zu Zitatrecht oder den Podcast zu Fanfiction hätte verlinken können. Gute Links mit Mehrwert sind bei gutefrage.net aber scheinbar nicht erwünscht.
Verwende einfach einen URl-Shortener…
Du meinst, dann würde nicht mehr auffallen, dass Links auf die gleiche Quelle gehen. Ich glaube so schlau sind die Admins von gutefrage.net (oder mindestens die Software, mit der sie Links überprüfen) noch. Abgesehen davon wäre es ja optimal, wenn Leute, die auf den Link klicken gerade wüssten, auf welche Seite sie dahin gehen. So sind sie 1. nicht überrascht und wissen 2. im Vorhinnein die Quelle einzuschätzen (so sie sie kennen)
Ich kann deine Meinung voll und ganz nachvollziehen. Und dennoch ist die Antwort vergleichsweise leicht zu geben. Die Admins von gutefrage.net sind betriebsblind und haben schon soooo viele gutefrage-Link-Spammer gesehen, dass sie sich in einen normalen Nutzer kaum mehr hineinversetzen können.
Auch ich – der Autor des Link-Mafia-Artikels 😛 | Vielen Dank für deine Erwähnung, denn so habe ich deinen Blogpost überhaupt erst gefunden – sehe fast keine normalen Forennutzer mehr. Das liegt aber daran, dass ich schon so viele Spammer gesehen habe.
Ich gehe also fast davon aus, dass man mit solchen E-Mails – die sicherlich massenhaft gesendet werden – in 1 von 100, vielleicht auch nur in 1 von 250 Fällen, einen normalen Nutzer treffen. Bestimmt wird es in Kauf genommen, einmal einen Nutzer zu verprellen.
Das dies kein ideales Community-Management ist, stimmt. Wie aber könnte es besser gehen?
Obwohl, eine Antwort gibst du ja. Eine Rechtfertigung wäre ja schon etwas.
Schreibst du nun dennoch auf gutefrage?
Wünsche dir einen tollen Tag!