Mein erstes Youtube-Video

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Es ist vollbracht. Heute um ca. 20 Uhr habe ich mein erstes Youtube-Video hoch geladen. Die Produktion hat mich in den letzten Wochen viel Zeit, Mühe und Nerven gekostet. Was ich in dieser Zeit gelernt habe.

Ich kann es nicht verhehlen: Ich war ganz schön stolz, als die Datei schließlich hoch geladen war. Denn immerhin lief da im Youtube-Layout, wo sonst LeFloid oder Gronkh herumspringen, plötzlich mein eigenes selbst produziertes Video. Natürlich ist technisch wie inhaltlich in der Produktion noch viel Luft nach oben. Und man selbst sieht nach der Veröffentlichung all die winzigen Fehlerchen, die anderen wahrscheinlich gar nicht auffallen. Dennoch bin ich immer noch erstaunt, wie viel man mit realtiv geringen Mitteln erreichen kann. Ein paar Open Source Tools für Bildbearbeitung, Ton- und Filmschnitt, ein 20-Euro Mikrofon, viel Fleiß und Mühe, und das Ergebnis kann sich sehen lassen:

Aller Anfang ist enthusiastisch

Am schnellsten und einfachsten ging erwartungsgemäß die erste Produktionsphase. Das Script war schnell geschrieben. Weil mir das Thema aus dem Studium noch sehr geläufig war, brauchte ich auch nicht viel zu recherchieren. Nur einige Daten musste ich in der Wikipedia nachschauen. Das Thema war nicht zufällig für mein erstes Video gewählt, denn über Ludwig XIV. hatte ich auch im ersten Semester meine erste Prüfung. Da schloss sich sozusagen ein Kreis. Und auch handwerklich hatte ich ja etwas Übung, denn für meinen letzten Arbeitgeber hatte ich schon Video-Sprechtexte geschrieben. Selbst eingesprochen hatte ich allerdings noch nie einen…

Entsprechend ungewohnt war das Aufnehmen. An diese komische Stimme, die merkwürdigerweise genau das gleiche redet, was man selbst gerade gesagt hat, gewöhnt man sich nach einer Weile. Aber es ist wirklich unerwartet schwer eine Textpassage ohne Schlucken, Haspler oder Niesen aufzunehmen. Und noch viel schwerer ist das mit einer Betonung, die einem auch hinterher noch gefällt.

All das war die Arbeit von zwei Abenden… Und dann wurde es irrsinnig.

Bildrechte: Minenfeld und Zeitfresser

Die mit Abstand aufwändigste Arbeit bei der Produktion des ganzen Videos war die Recherche nach rechtlich verwendbaren Bildern. Diese Phase nahm etwa 3-4 mal so viel Zeit in Anspruch wie alle restlichen Arbeitsschritte zusammen genommen. Aber ich fange mal ganz von vorne an.

Seit das Reiss-Engelhorn Museum im Mai diesen Jahres einen folgenschweren Prozess gewann und daraufhin anfing massenhaft Internetuser abzumahnen, hat sich das Urheberrecht in Deutschland de Facto erheblich verschärft. Die Wikipedia führt zwar gegenwärtig einen Prozess gegen das Reiss Engelhorn Museum, um die vorherige Rechtsprechungslage wiederherzustellen. Doch bis das durchgefochten ist, gehen noch Jahre ins Land.

Die kritische Frage ist folgende: In Deutschland läuft das Urheberrecht an einem Kunstwerk 70 Jahre nach dem Tod seines Schöpfers aus. Das Kunstwerk geht dann in den Besitz der Allgemeinheit über. Nach der Rechtsauffassung, die das Reiss Engelhorn Museum nun durchgefochten hat, gilt dies aber nicht mehr für Fotografien von zweidimensionalen Kunstwerken. Das bedeutet all die Gemälde, die in der Wiki-Commons Datenbank als „gemeinfrei“ gekennzeichnet sind, sind es nun nicht mehr.

Gerade für ein historisches Video, für das ich Unmengen von Renaissance-Malerei gebraucht habe, war das natürlich eine Katastrophe.

Tricks, Orte und Gesetzeslücken

Die folgenden Wochen habe ich damit verbracht Museen und Kulturinstitutionen zu finden, die ihre Bilder für ein Youtubevideo zur Verfügung stellen. Mit der Zeit ließen sich da doch einige auftreiben. Andere Bilder konnte ich verwenden, indem ich Lücken im Urheberrecht ausgenutzt habe. Ich gehe an dieser Stelle nicht weiter ins Detail. Bei Gelegenheit werde ich aber eine Liste von Kulturinstitutionen verbloggen, die Bilder im Kunst und Kultur-Bereich kostenfrei zur Verfügung stellen.

Sehr enttäuscht war ich von der mangelnden Kooperationsbereitschaft der Museen, Bibliotheken und Archive, die ich angeschrieben habe. Die überwiegende Mehrheit der Kulturinstitutionen antwortete schlicht überhaupt nicht. Die Ehre des europäischen Kulturbetriebs retteten die koninklijke Bibliotheek den Haag und das Pfinzgaumuseum Durlach, die mir die Bildverwendung gestatteten. Doch die Mehrheit der Kulturbetriebe, die überhaupt antworteten, verweigerten die Erlaubnis entweder oder verwiesen auf die kostenpflichtige Angebote. Die Royal Collection London teilte mir beispielsweise mit, dass man grundsätzlich keine Bilder für Youtube-Videos zur Verfügung stelle. Und ganz besonders dreist war der Louvre bzw. die Agentur bpk, die dessen Bildrechte in Deutschland vermarktet. Nach ausführlicher Recherche zum Presserecht, bin ich leider zum Ergebnis gekommen, dass ich den genauen Inhalt der E-Mail wahrscheinlich nicht veröffentlichen darf. Nur so viel: Die Agentur verlangte für die Bildnutzung eine Summe, die meines Wissens kein Youtuber im Kulturbereich mit einem einzigen Video verdienen kann. Der Preis richtete sich angeblich nach einem speziellen Web-Video-Tarif. Doch für mich wirkte das Angebot eher, als hätte die Agentur dabei in Kategorien eines Kunstführers oder Bildbandes gedacht.

[Für die unter 16-Jährigen: Ein Bildband ist ein gedrucktes Buch mit farbigen Bildern. Es wurde früher, als es noch kein Internet gab, dazu benutzt um Natur- und Kunstfotografien zu veröffentlichen]

Am allermeisten ärgert mich an der ganzen Bildrechte-Recherche, dass sie gänzlich entfallen wäre, wenn ich in den USA leben würde. Denn dort sind originalgetreue Reproduktionen von gemeinfreien zweidimensionalen Werken selbst auch gemeinfrei. Wenn ich in den USA leben würde, wäre also der Arbeitsaufwand für mein Video um 3/4 geringer gewesen.

Schnitt und Endfertigung

Endproduktion und Schnitt gingen dann wieder schnell. Wenn am Ende Text und Bild zusammen kommen, fallen natürlich alle kleinen Fehler auf, die man in Konzeption, Text, Einsprechen und Bildbearbeitung gemacht hat. „Da steht ja zu viel Text auf dem Bild. Den kann man während der kurzen Einblendung gar nicht lesen.“ Lustig war auch, dass ich den ganzen Film nicht weniger als vier mal rendern durfte. Drei mal fielen mir in der Endversion noch kleine Fehler auf.

War’s das?

So. Ein Video ist nun fertig. Nun stehe ich also vor der Frage: Will ich mir diesen Stress ernsthaft noch öfter antun? Will ich noch weitere und wenn ja wie viele Videos produzieren?

Meine Antwort darauf steht noch nicht fest. Fakt ist: Ich kenne mittlerweile so viele Bilddatenbanken und Gesetzeslücken, dass die Bildrecherche beim nächsten Mal deutlich schneller ginge. Aber an meiner Arbeitsweise und Organisation müsste ich einiges grundlegend ändern. Die meiste Zeit ging bei der Bildrecherche drauf, um sauber zu dokumentieren, welches Bild aus welcher Quelle stammt, warum ich es verwenden darf, und was ich damit tun kann/muss. Möglicherweise könnte mir ein Bild- oder Dokumentenverwaltungssystem viel Arbeit abnehmen.

Ich hätte auf jeden Fall Lust, noch ein paar andere Spielereien auszuprobieren: Kamerafahrten oder Zoom. Texte, die durchs Bild laufen, zB. Quellenauszüge. Youtube Videos bieten auf jeden Fall noch viel kreativen Spielraum.

Bevor ich den erkunde, gönne ich mir aber eine wohlverdiente Pause.

 

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