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Die Geschichte von Tuğçe Albayrak kann niemanden unberührt lassen. Eine junge Frau, die Zivilcourage zeigt und für andere einsteht. Eine junge Frau die für ihren Mut und für ihr Eintreten für die Gerechte Sache einen furchtbaren Preis bezahlen musste. Tuğçe Albayrak war eine moderne Heldin. Und sooft man sich die traurige Geschichte vor das geistige Auge ruft, sooft spürt man entweder tiefe Trauer, oder einen trotzigen Hoffnungsschauer, weil es noch Menschen wie sie gibt.

Tuğçe Albayrak: Eine Heldin mit vielen Facetten

Tuğçe Albayrak berührt gerade deswegen, weil sie in ihrer Persönlichkeit so viel vorbildliches in sich vereint: Da ist die perfekt integrierte Migrantentochter türkischer Abstammung, die auf Lehramt studiert, die etwas aus ihrem Leben gemacht hat, die durch Bildung soziale Teilhabe verwirklicht. Da ist die moderne junge Frau, die sich veralteten Männlichkeitsbildern und ihren aggressiven Belästigungen in den Weg stellt. Da ist die Akademikerin, die Lehrerin, die eben nicht nur in Schule oder Universität sondern auch im wahren Leben wirksam sein will. Und da ist die Person, die für das einsteht, woran sie glaubte, und dafür mit ihrem Leben bezahlte.

Die Online-Petition

Bereits an ihrem Todestag, dem 26. November 2014 wurde auf www.change.org eine Online-Petition gestartet, um Tuğçe Albayrak posthum das Bundesverdienstkreuz zu verleihen. Am 29. November habe ich diese Petition unterzeichnet. Und wer dies hier ebenfalls tun möchte, kann nicht nur einer herausragenden Person zu der Ehrung verhelfen, die ihr gebührt, sondern auch zur Etablierung der Institution „Online-Petition“ an sich beitragen.

Anders als bei früheren Online-Petitionen, die oft nur belächelt wurden, wurde diese Forderung sofort zum Gegenstand einer vielfältigen, crossmedialen Berichterstattung in Printmedien, Internet, Fernsehen und Radio. Die Petition hat mittlerweile fast 200.000 Unterzeichner. Bundespräsident Joachim Gauck hat angekündigt, das Anliegen zu prüfen. Die Petition hat also Chancen tatsächlich zum Erfolg zu führen, und damit neue Spielarten der Volksbeteiligung und Online-Demokratie salonfähig zu machen. Und so wird eines Tages in den Geschichtsbüchern stehen: „Es begann mit dem Fall Tuğçe Albayrak“

Jetzt keine Angst vor Zivilcourage

Der Fall Tuğçe Albayrak darf nicht zur Abschreckung werden, darf nicht zur Entschuldigung dienen, weshalb wir uns im Alltag ducken und verstecken, wenn Ungerechtigkeit um uns herum geschieht. An dem Tag, an dem wir uns Gewalt und Willkür beugen, weil wir Angst vor den Konsequenzen haben, an diesem Tag stirbt der Zusammenhalt in dieser Gesellschaft.

Tuğçe Albayrak verdient es auch im Nachhinein, als das gesehen zu werden, was sie ist: Nicht als Mahnmal oder Abschreckung, sondern als Heldin und leuchtendes Vorbild.